Das Haus Neitzert

Nachdem Steimel im Dreißigjährigen Krieg verwüstet worden war, ergriffen die Grafen zu Wied die Initiative, den Ort wieder zu besiedeln. Als Berater und Freund des Grafen Max Heinrich in Dierdorf wurde der Schultheiß Johann Jakob Neitzert aktiv. Man versprach dem Ersten, der dort wieder ein Haus baue, Freiheit von allen Frondiensten. So bezog der Sohn des Schult- heißen, Andreas, das um 1730 neu erbaute Haus in Steimel. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei um unser "Haus Neitzert": im Dachgebälk ist die Jahreszahl 1730 einge- prägt.

Am Bau des Hauses wurde nicht gespart, herrschaftliche Ansprüche sollten auch nach außen hin geltend gemacht werden. Unmittelbar abzulesen ist dies an dem reichlich überdimen- sionierten  Eichenfachwerk der  Außenwände und  den  mit  sog.  Kölner Decken  -  mittels Lehmputz versehenen, jeweils stirnseitig halbrund auslaufenden Deckenbalken -  ausge- statteten  repräsentativen  Innenräumen.  Diese Decken, ein Zeichen des  Wohlstandes, wurden auf den armen Westerwaldhöhen nur äußerst selten gebaut und sind deshalb heute denkmalgeschützt.

Nach jahrelangem Leerstand wurde das Haus, das nach dem Krieg Wohnzecken diente, schließlich 2004 nach einem entsprechenden Ratsbeschluss, dem heiße Diskussionen voran- gegangen waren, von der Gemeinde gekauft, um den drohenden Abriss zu verhindern. Aber auch, um eine nicht mehr schließbare sowohl bauliche als auch historische Lücke im Ensemble der Lindenallee zu vermeiden.

Die begonnene Renovierung, die erst durch eine Förderzusage des Landes von 50 % ermöglicht wurde, legt die bauliche Geschichte des Hauses frei: wunderbares Eichenfachwerk, aber auch teilweise für marodes Fachwerk eingebrachte Bimswände taten sich gleich am Anfang auf.

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“... und so sah es von hinten aus!”

Die Rückwand wird erneuert.

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Das Dachgebälk, aus solider Eiche traditionell handwerklich gefertigt, bleibt erhalten.

Marode Balken werden ersetzt und
an die noch nutzbaren Eichenbalken angeflanscht.

Inzwischen sind die Renovierungsarbeiten gut fortgeschritten: das Dach ist ebenso neu wie die maroden Teiles des Fachwerkes, die Außenwände sind verschiefert oder es erstrahlen weiße Wandflächen zwischen dem neuen dunklen Fachwerk. Die neuen Fenster sind eingebaut, Strom und Telefon sind gelegt und die Heizung wird eingebaut. So sind wir hoffnungsvoll, dass wir das renovierte Haus Neitzert, das so eine bedeutende Rolle in der Historie der Gemeinde spielt, im Frühjahr 2009 seiner Bestimmung übergeben können: die Aufnahme der Bruchhäuser-Stiftung. Hier sollen große Teiles des für die Region so bedeutsamen Maler Karl Bruchhäuser aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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Aus der Ruine wird wieder
ein schmuckes Haus.

Die erneuerte Seitenwand besticht
durch schönes Eichenfachwerk.

Allerdings soll es nicht dabei bleiben: Das Konzept sieht weitere kulturelle Aktivitäten vor. Das weiträumige Gartengelände bietet sich für Open-air-Veranstaltungen künstlerischer Art ebenso an wie für einen Skulpturengarten. Auch wechselnde Ausstellungen im und am Haus Neitzert sollen kunstinteressierten Menschen einen interessanten Anlaufpunkt bieten und neue Impulse setzen: für den alten Marktort und seine Lindenallee, aber auch für die Region des rheinischen Westerwaldes, dem ein solches kulturelles "Highlight" sicherlich gut tun wird.

Der geplante Erweiterungsbau, der u.a. behindertengerechte Toiletten und die Möglichkeit der Bewirtung bei Veranstaltungen bieten soll, kann gleichzeitig Ausgangpunkt für einen rollstuhl- gerechten Rundwanderweg auf dem reizvollen Hochplateau rund um Steimel sein.

Steimel sieht sich auf einem guten Weg, ein Stück Vergangenheit zu erhalten und gleichzeitig einen Anziehungspunkt für die weitere Umgebung zu schaffen.

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