Steimel hat eine lange, bedeutende und bewegte Vergangenheit. Diese möchten wir hier schrittweise von den Anfängen bis heute darstellen.

Aus Steimels Vergangenheit: Historie und Histörchen

Dass Steimel als zentraler Marktort des Westerwaldes in früheren Zeiten ein Anziehungspunkt für Händler, Käufer und Besucher von weither war, darüber haben wir schon berichtet, auch darüber, dass dieses oft turbulente Markttreiben den Slogan: „Der Weg zur Hölle führt durch Steimel“ begründete. Angeblich stammt er aus dem Munde eines Puderbacher Pastors, der seine Schäfchen vor dem sündigen Treiben im Nachbarort warnen wollte.

Ein weiterer, werbewirksamer Spruch aus dem 18. Jahrhundert lautete: „Es gibt nur ein Steimel!“ Auch er dokumentiert die überregionale Bedeutung des wiedischen Marktfleckens. Dies rief regelmäßig den Neid und die Missgunst der umliegenden Herrschaften auf den Plan. Um 1800 gipfelte der Streit darin, dass die Grafen zu Sayn-Altenkirchen den aus dem Bergischen Land kommenden Viehhändlern den Durchzug durch ihr Gebiet nach Steimel  bei „schweren Geld- und Leibesstrafen“ verboten. Begründet wurde dies mit der Behauptung, in Steimel grassiere eine Viehseuche.

Das Steimeler Marktamt (heutiges Haus Neitzert) reagierte umgehend mit einer modern anmutenden Anzeigenkampagne, die indirekt das große Einzugsgebiet des Steimeler Marktes belegt:

In einem „Avertissement“ wird versichert, dass das Gerücht nicht der Wahrheit entspreche und von „übelgesinnten Leuten“ verbreitet worden sei, welche den „reichskündigen Ruf“ des Marktes untergraben wollten. Man verfüge, Gott sei Dank, noch über gesunde und reine Luft in Steimel!

Diese Anzeige erschien mehrmals in folgenden Gazetten:

„Cöllnisches historisches Journal“

„Kaiserliche Oberpostamts-Zeitung zu Cölln“

„Freytägige Frankfurter Kaiserliche Reichs- Oberpostamts-Zeitung“

„Wöchentliche Coblenzer Frag- und Anzeigennachrichten“

„Wöchentliche Neuwieder Nachrichten“

Alle Versuche der Nachbarherrschaften, dem Steimeler Markt, u.a. durch Konkurrenzmärkte, das Wasser abzugraben, schlugen fehl – und so konnte 1805, im letzten Jahr der wiedischen Herrschaft vor den napoleonischen Umstrukturierungen des Rheinlandes, im Marktbericht vermerkt werden, dass der Steimeler Markt wieder einmal „im besten Flor“ stehe und eine Wohltat sei für das Amt Dierdorf.

Michael Anhäuser

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